Städtepartnerschaftsverein Marl-Zalaegerszeg-Krosno Verein für europäische Verständigung

Wie alles begann -oder- Per Anhalter in die Städtepartnerschaft

1993, sechs Jahre bevor von offiziellen Marler Vertretern eine Partnerschaft mit einer ungarischen Stadt angeregt wurde, stellten zwei Daumen, ein Auto und ein Marler Pfarrer bereits die Weichen nach Zalaegerszeg. Karl Terhorst, Pfarrer der katholischen Gemeinde St. Michael, hatte nämlich an der Autobahn zwei junge Anhalter aufgelesen, die auf dem Weg nach Schottland waren. Diese beiden jungen Männer, Tibor und Sandor, bot er ein Nachtquartier im Pfarrhaus an, von wo aus sie am nächsten Morgen ihre Reise fortsetzen.  Das Bargeld reichte nicht aus und so verweigerten ihnen die britischen Grenzbeamten die Einreise.
Wie es der Zufall wollte, landeten sie erneut vor der Tür von Pfarrer Terhorst. Dieser zögerte nicht lange und quartierte die beiden kurzer Hand im Pfarrhaus ein. Da er sich selbst gerade auf dem Weg in den Urlaub befand, ließ sich Karl Terhorst von den beiden zum Flughafen chauffieren und überließ ihnen, ohne lange zu zögern, sein Auto und seine Wohnung. So bekamen Tibor und Sandor doch noch etwas von Europa zu sehen. Von Marl aus unternahmen sie mit dem auto Fahrten nach Paris und Berlin. Nachdem der Pfarrer aus dem Urlaub zurück gekehrt war, reisten die drei gemeinsam ins Tannheimer Tal. Tibor holte eigens für diesen Urlaub seine Freundin aus Budapest. Das Auto von Karl Terhorst wurde in dieser Zeit so strapaziert wie selten zuvor.
Vielleicht war es die starke Belastung des Autos, Vielleicht war es aber nur ein weiterer Zufall, der dazu führte, dass der Zivildienstleistende der Gemeinde mit eben diesem Wagen einen Unfall verursachte. Tibor wusste zu helfen, nahm das Auto unter den Arm und fuhr nach Budapest, wo er es reparierte. Kurze Zeit später trat Pfarrer Terhorst auf Einladung von Tibors Eltern einen Gegenbesuch in Ungarn an, wo diese ein Ferienhaus am Balaton besaßen. Von Land und Leute fasziniert kaufte er kurz entschlossen ein kleines Weingut auf dem Georgsberg.
Der Wein hilft seitdem den vielen Gästen die Sprachbarrieren zu überwinden. Das Weingut und der in der Nähe befindliche Zeltplatz sind aber gleichzeitig auch Anlaufstelle für Jugendliche der Gemeinde St. Michael, die seitdem regelmäßig dort ihre Ferien verbringen. Der Zeltplatzbetreiber wiederum vermittelte eine Bekannte nach Marl, die ihre Deutschkenntnisse verbessern wollte und in der Gemeinde St. Michael ein Praktikum absolvierte. Die Mutter dieser Praktikantin ist inzwischen Leiterin eines Kindergartens in Zalaegerszeg, der Wiederum eine Patenschaft mit dem Kindergarten von St. Michael unterhält. Nun ist das Rad rund, das durch zwei hochgehaltene Daumen an irgendeiner deutschen Autobahn im wahrsten Sinne des Wortes ins Rollen gebracht wurde.

Rechts Pfarrer Karl Terhorst

Am 6. April 2000 reiste eine Delegation aus Marl nach Zalaegerszeg, um die Städtepartnerschaft offiziell zu besiegeln. Die Partnerschaftsurkunde wurde von den beiden Burgermeistern, Frau Uta Heinrich (Marl) und Herr Endre Gyimesi  (Zalaegerszeg) am 7. April 2000 während eines Festaktes unterzeichnet.