Städtepartnerschaftsverein Marl-Zalaegerszeg-Krosno Verein für europäische Verständigung

Willy-Brandt-Gesamtschule Marl - Nikolaus Kopernikus Lyceum Krosno  18.03.2018   -   25.03.2018

Unsere Partnerschule

Unser Schüleraustausch dauerte 7 Tage, von denen verbrachten wir 3 Tage in unserer Partnerschule in Krosno, I Liceum Ogólnokształcące z Oddziałami Dwujęzycznymi im. Mikołaja Kopernika. Wie der Name Kopernikus verspricht, hat die Schule ein altehrwürdiges Gebäude mit Marmortreppen und langen Gängen. Neben dem schönen Gebäude hat uns die gute mediale Ausstattung der Schule überrascht. In jedem Klassenzimmer ist ein beamer und ein laptop mit Internetanschluss. In den meisten Räumen auch noch ein whiteboard. Damit hatten wir nicht gerechnet, zumal wir das von Schulen in Marl - auch unserer eigenen Schule - nicht kennen. Wir nahmen an einigen Unterrichtsstunden unserer Gastschüler teil. Hier staunten wir über die Anzahl der Schüler in einigen Kursen. Im Fremdsprachen- und im Chemieunterricht waren nur 15-16 Schüler. In dem Abiturjahrgang wird schon sehr stark auf die Universität vorbereitet, deshalb ähnelte der Unterricht in den Leistungsfächern schon fast einem Seminar an der Universität. Es war eine sehr konzentrierte Lernatmosphäre, die Schüler schrieben alle sehr eifrig mit und erzählten uns, dass sie auch zu Hause alles nacharbeiten. Anders als bei uns werden Schüler, die gerne lernen und viel wissen wollen, nicht als Streber angesehen. Im Gegenteil, ihre Leistung wird von allen anerkannt.

Das Freizeitprogramm unseres Schüleraustausches

Ein Schüleraustausch kann viel Spass und Abenteuer mit sich bringen. So wie unser Schüleraustausch 2018 mit unserer Partnerschule, der Kopernikus Oberschule in Krosno. 

Krosno? Wo liegt das denn? In dem Teil von Polen, der Galizien heiβt und kurz vor der Ukraine und Weiss Russland im Südosten von Polen liegt. Das ist echt weit weg. Doch was verbindet Menschen, die soweit voneinander entfernt wohnen überhaupt? Vor allem eines:

Ein grosser Spassfaktor während unseres Austausches war die Trampolin Halle in Krosno. Es gab viele verschiedene Trampoline, Kletterwände und Schaumstoffbecken. Wir verbrachten hier zusammen viel Zeit, lachten, spielten, übten Saltos vorwärts und rückwärts, erzwangen die Kletterwand und kamen auf viele andere lustige Ideen.  

Ein weiterer Spassfaktor des Schüleraustausches war das gemeinsame Bowling. Wir zeigten hier viel Einsatz und Freude. Den Abend liessen wir dann mit einem gemeinsamen Pizzaessen ausklingen. 
Es gab auch ein bisschen Kultur, aber mit viel Spass. Wir meinen das Glasmuseum, das Krosno auch international sehr bekannt gemacht hat. Die Museumsführerin zeigte uns eine beeindruckende Lichtershow mit Glas. Danach konnten wir noch unsere eigenen Ostereier anmalen und diese natürlich auch behalten. Wir sahen, wie man Glas formt und bläst. Danach durften wir es selber ausprobieren, es war kompliziert aber spannend.

Kulinarischer Teil unseres Schüleraustausches

Bei einem deutsch-polnischen Schüleraustausch stellt man relativ schnell fest, dass es zwischen den verschiedenen Kulturen so manche Unterschiede gibt und auch beim Thema Essen ist dies nicht anders. Die polnische Küche enthält sowohl einfache Hausmannskost als auch anspruchsvolle Gerichte. Die groβe Gastfreundschaft unserer Gastfamilien zeigte sich auch darin, dass wir kulinarisch verwöhnt wurden und in den Genuβ dieser anspruchsvollen Gerichte kamen, die nicht selten aus mehreren Gängen bestehen. Zur polnischen Tradition gehört es auch, den Gast so gut es geht zu sättigen. Dabei kann es aber auch passieren, dass man deutlich mehr Essen erhält, als man verträgt. So lernten wir z.B. Piroggen mit unterschiedlichen Füllungen und täglich verschiedene polnische Suppen kennen. Auβerdem erfuhren wir, dass man Pizza auch mit verschiedenen Soβen wie Ketchup oder Knoblauchsoβe essen kann, welche immer dazu serviert werden. 

Historischer Teil unseres Schüleraustausches

Der erste Halt war in Schindlers Fabrik. Dort erfuhren wir nicht nur einiges über Schindler,  sondern auch über den zweiten Weltkrieg und wir bekamen einen neuen Einblick in die Grausamkeit der Nazis. Neu für uns war, dass 25% der Polen in Krakau vor dem zweiten Weltkrieg Juden waren. Schindler setzte sein Leben für die Rettung von 1300 Juden aufs Spiel. Dies schaffte er, indem er eine Liste seiner Mitarbeiter fälschte. Wir sahen viele schockierende Bilder aus der Zeit, in der die Nazis Polen besetzt hielten im Museum. Auf einem dieser Bilder machten sich SS-Leute über den Tod von Menschen lustig, die sie zuvor aufhängten. Zu der Zeit mussten alle Juden eine Binde mit dem Davidstern als Erkennungszeichen tragen.

Den nächsten Stop machten wir im jüdischen Viertel, Kazimierz. Dort gibt es viele Synagogen, obwohl seit dem zweiten Weltkrieg nur noch sehr wenige Juden hier wohnen. Heute leben verschiedene Religionen friedlich miteinander in dem Viertel. Wir besichtigten es zu Fuβ und machten einen ausgiebigen Besuch in einer der Synagogen. Dort erfuhren wir, dass Männer und Frauen dort getrennt voneinander den Gottesdienst erleben, die Frauen sitzen oben auf einer Empore und die Männer sitzen unten vor dem Altar. Innerhalb eines Jahres wird die Thora komplett im Gottesdienst vorgelesen, was allerdings nur die Männer machen dürfen. Ausserdem besichtigten wir noch einen jüdischen Friedhof, der ganz anders aussah als wir es aus Deutschland kennen. Beispielsweise legen streng religiöse Juden keine Blumen auf ihre Gräber, sondern Steine. Warum Steine? Es gibt verschiedene Geschichten, die diesen Brauch erklären. Wir hörten folgende Geschichte dazu: Während die Juden aus Ägypten flohen und 40 Jahre durch die Wüste wanderten, wurden die Leichen der auf dieser Flucht verstorbenen Juden in der Wüste unter Steinen begraben, damit diese nicht von den Tieren der Wüste gefressen wurden. Der Brauch, Steine auf die Grabsteine zu legen, erinnert also an diese so wichtige Zeit in der jüdischen Geschichte.

Vor dem Friedhof steht ein Denkmal von Jan Karski, der in Polen sehr bekannt ist. Er war Mitglied der polnischen Armee und hat sich absichtlich inhaftieren lassen. So kam er in das Konzentrationslager Auschwitz, aus dem er nach ungefähr einem Jahr floh. Er berichtete über die Gräueltaten in England und den USA, die ihm zunächst nicht glauben wollten.

Wir besuchten auch das Konzentrationslager Auschwitz und mussten auf erschreckende Weise die Grausamkeit der Nazi-Deutschen sehen. Hier wurden 1,5 Millionen Menschen ermordet, die meisten davon waren Juden aus unterschiedlichen Ländern, insbesondere die ungarischen Juden wurden hier komplett vernichtet. Das Lager Birkenau, das grösste Nebenlager von Auschwitz, bestand aus vielen Baracken. In einer davon mussten jeweils zwischen 800 und 1000 Menschen eng zusammen gepfercht "leben". Auf einer Pritsche mussten 7-8 Menschen schlafen. In jeder Baracke führte ein Kapo das Kommando. Am Anfang waren es Kriminelle aus polnischen Gefängnissen, die zum Teil die SS-Leute an Grausamkeit noch übertrafen. Wenn der Kapo ein politischer Gefangener war, versuchte er das Schlimmste abzuwenden.

Viele Eindrücke werden wir nie vergessen:
Zum Beispiel die Decke aus Frauenhaaren. Man schnitt den Frauen, nachdem sie vergast worden waren, die Haare ab, um Geld damit zu machen. Die Preise pro Kilo Haare konnte man im Museum sehen. 
Zum Beispiel die langen Bilderreihen von insgesamt 400.000 Menschen. Sie wurden anfänglich auch mit Foto registriert. Später machte man keine Fotos mehr, weil die Gefangenen nach 2 Monaten harter Arbeit und Unterernährung nicht mehr zu erkennen waren.  Viele von ihnen waren nicht älter als wir. Wir sahen das Foto einer Frau, die bei Einlieferung 75 kg wog, bei der Befreiung von Auschwitz nur noch 25 kg.
Zum Beispiel die vier Stehbunker. Hier wurden jeweils 4 Menschen auf engstem Raum eingesperrt, so dass sie die ganze Nacht stehen mussten. Tagsüber mussten sie arbeiten, abends wurden sie wieder eingesperrt.

Nach der Ankunft im Konzentrationslager Auschwitz/Birkenau entscheidet ein SS-Arzt mit einer Handbewegung, wer sofort in die Gaskammer geführt wird und wer noch arbeitsfähig ist und den Nazis noch einige Zeit "Nutzen bringt".

Wir meinen: Jeder junge Mensch muss das Konzentrationslager Auschwitz sehen.

Die Geschichte darf nie vergessen werden!

Auf Wiedersehen! Do widzenia!

Wir bedanken uns bei Herrn Bürgermeister Piotr Przytocki und dem Schulleiter Ryszard Józefczyk, dass sie den Schüleraustausch ermöglichen.
Wir danken Monika Zając für die tolle Organisation und Betreuung und Anna Tottmann für die gute Vorbereitung.
Wir danken dem Städtepartnerschaftsverein Marl - Krosno - Zalaegerszeg und dem deutsch-polnischen Jugendwerk für die Unterstützung.
Wir bedanken uns bei unseren Gastfamilien für ihre Mühen und die tolle Zeit, die sie uns damit ermöglicht haben.

Wir werden die Zeit mit euch nie vergessen.
Auf die deutsch-polnische Freundschaft.